„Frauen im Forstberuf – Immer noch eine Seltenheit“

Frauen Union im Gespräch mit Försterin Wibeke Schmidt: Wald ist Betroffener und Hoffnungsträger im Klimawandel

Gleich mit zwei wichtigen Themenfeldern beschäftigte sich die Frauen Union (FU) Ammerland im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Frauen in männer-dominierten Berufen“ im Gespräch mit Försterin Wibeke Schmidt. Inzwischen wählen immer mehr Frauen den Beruf der Försterin und gestalten die Zukunft der Wälder mit. Jedoch seien Frauen statistisch gesehen immer noch eine Minderheit in forstlichen Berufen, erklärt Försterin Schmidt. So sind Frauen in den klassischen forstlichen Laufbahnen mit etwa 20 % nach wie vor unterrepräsentiert. Noch stärkere Unterschiede gibt es in den oberen Hierarchieebenen. Beim gemeinsamen Gang durch das Neuenburger Holz nutzte die FU die Gelegenheit sich über die ökologische Forstwirtschaft zu informieren.

 

In ganz Deutschland sterben Bäume auch an den Folgen des Klimawandels. Die Bäume haben „Trockenstress“, der Borkenkäfer breitet sich aus. Da helfe nur ein reich gemischter Wald. So, dass, wenn eine Baumart ausfällt, eine andere dafür „einspringt“. Außerdem könne dadurch die massenhafte Schädlingsvermehrung gebremst werden. Vielen wirtschaftlich genutzten Wäldern fehle noch eine natürliche Arten- und Strukturvielfalt. So sei beispielsweise der Anteil an Tot-, Biotop- und Altholz oft gering. Dabei wäre gerade dies ein wichtiger Schlüssel für Artenreichtum, erklärt Schmidt weiter. Das LÖWE-Programm (Langfristige ökologische Waldentwicklung), das Anfang der 1990er Jahre vom Land Niedersachsen verabschiedet wurde, soll die Wende zu einer unter anderem stärkeren Baumartenvielfalt unterstützen, erfuhren die Gäste. Ziel der ökologischen Forstwirtschaft ist es, stabile gemischte Wälder zu entwickeln und für die Zukunft zu erhalten. Nur so lasse sich die hohen gesellschaftlichen Anforderungen an die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion im Landeswald miteinander verbinden, sagt Wibeke Schmidt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der ökologischen Waldwirtschaft sei die Erneuerung des Waldes durch natürliche Waldverjüngung. Dabei werden Jungbäume nicht gepflanzt, sondern sie entwickeln sich aus den Samen der „Altbäume“ in deren Unterholz. Im Zuge der Waldpflege helfen die Förster beispielsweise den Eichen beim Kampf um das Sonnenlicht, indem sie die höherwachsenden Nachbarbäume ganz gezielt entfernen und Kronen lichten. Ebenfalls sollten möglichst Baumarten gewählt werden, die an den Standort, an den Boden und das Klima, angepasst sind und natürlicherweise dort vorkommen. Heute, nach gut 25 Jahren sehe man, dass der Wald schon anders aussieht. Es ist allerdings ein langer Prozess. Denn Laubholz wächst langsamer als Fichtennadelholz. Eine Eiche braucht fast 200 Jahre, bis sie erntereif ist. Eine Fichte braucht etwa 50 bis 80 Jahre, lernten die Frauen.

Der Wald ist Lebensraum für selten gewordene Pflanzen- und Tierarten, Kohlenstoffspeicher und Erholungsort für gestresste Menschen. In der Forstwirtschaft findet eine Umorientierung nach ökologischen Kriterien statt. Wir begrüßen diese Entwicklung. Jetzt muss auch die Politik dringend handeln, denn bevor ein solcher Wald entsteht, dauert das bis zu 150 Jahre, fordert FU-Vorsitzende Corinna Martens. Dabei sei auch eine Kontrolle der Einhaltung der Kriterien der ökologischen Forstwirtschaft sowie Schutzgebiete notwendig.“


 

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