Weniger Lebensmittel in den Müll

 

 

Was tun, wenn im Kühlschrank Joghurt, abgepackte Wurst oder Brotaufstrich auftauchen mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum, das schon einige Tage überschritten ist? Wandert das Lebensmittel sofort in den Müll oder prüfen Sie den Geschmack?

Nach vorliegenden Schätzungen wandern in Deutschland pro Jahr bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Abfall – pro Person im Wert von fast 300 Euro. „Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung würde die Menge weggeworfener Lebensmittel eine Kolonne von 20-Tonnen-Lastwagen füllen, die Stoßstange an Stoßstange von Madrid bis Warschau“ stehe, erklärte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner und kritisierte damit die Wegwerfmentalität der Deutschen. Viele Lebensmittel sind noch genießbar. Häufig liegt ein Missverständnis vor.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum

Hersteller garantieren eine hohe Qualität für ihre Produkte für einen festgelegten Zeitraum. Dieses Mindesthaltbarkeitsdatum finden wir auf der Verpackung – ob es sich dabei um zwei Wochen oder zwei Jahre handelt hängt vom Produkt ab. Das Mindesthaltbarkeitsdatum für Joghurt oder abgepackte Wurst beispielsweise ist kürzer als für Konserven im Glas oder in Dosen.

Dieses Datum ist aber kein Verfallsdatum! Es garantiert nur, dass bei richtiger Lagerung die zugesagten Eigenschaften wie Konsistenz oder Aussehen mindestens bis zu diesem Zeitpunkt erhalten bleiben. Auch nach diesem Datum sind viele Nahrungsmittel weiter genießbar. Sehen, riechen und schmecken: Damit sollten wir selber die Entscheidung treffen, ob wir das Lebensmittel noch essen können. Auf unsere Sinne können wir vertrauen: Solange der Geschmack stimmt, gibt es keine Bedenken. Vorsicht ist aber geboten, wenn Lebensmittel ungewöhnlich aussehen, komisch riechen, verdorben schmecken oder sogar Schimmel auftritt. Dann gehört das Produkt in den Müll.

Verbrauchsdatum einhalten

Anders verhält es sich bei leicht verderblichen Lebensmitteln, wie abgepacktem Fleisch, geräuchertem Fisch oder Frischmilch. Hier wird auf der Verpackung ein Verbrauchsdatum angegeben: „zu verbrauchen bis“. Dieses Datum warnt davor, die Lebensmittel über diesen Zeitpunkt hinaus zu verwenden, um gesundheitliche Risiken auszuschließen. Weil sich gesundheitsschädliche Keime bilden können, sollte das Verbrauchsdatum streng eingehalten werden.

Mit optimaler Vorratshaltung vorbeugen

Wer Einkäufe und Mahlzeiten sorgfältig plant, regelmäßig Vorräte auf Haltbarkeit kontrolliert und Reste konsequent verwertet oder zum Beispiel einfriert, kann Geld sparen und reduziert den Abfall. Weltweit steigen die Preise für Lebensmittel und eine große Zahl Menschen hungert - ein Anlass, unseren Umgang mit Lebensmitteln zu überdenken.

Prüfen Sie beim Kauf, was Sie wann und in welcher Menge benötigen, und wählen Sie nach Mindesthaltbarkeitsdatum Ihre Vorräte aus. Überlegen Sie genau, ob Sie ein Lebensmittel mit Verbrauchsdatum wirklich bis zum angegebenen Zeitpunkt verbrauchen können. 
Lassen Sie sich nicht von Mengenrabatten verleiten. Wenn Sie mehr kaufen als sie verbrauchen können und dann ein Lebensmittel wegwerfen müssen, haben Sie vielleicht einen größeren Verlust im Vergleich zur Ersparnis beim Einkaufen. Verbrauchen Sie Ihre Vorräte konsequent und verarbeiten Sie Reste rasch weiter.

Verbraucherinformation wird verstärkt

Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die "Charta für Landwirtschaft und Verbraucher" vorgestellt. "Diese Charta ist eine Premiere. Alle gesellschaftlichen Gruppen haben ihren Beitrag geleistet: Verbraucher, Landwirte, Wirtschaftsverbände, Umweltschützer, Tierschützer, Kirchenvertreter – alle haben sich an einen Tisch gesetzt und über die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert“ so die Ministerin. Entstanden sei eine Charta für Landwirtschaft und Verbraucher, die eine Vielzahl politischer Maßnahmen auf die Agenda setzt und eine Brücke zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern baut.

Ein Kernpunkt in dieser Charta ist das Thema „Wegwerfen von Lebensmitteln“. Das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet an einer umfassenden Studie, die erstmals konkrete und belastbare Zahlen über die Art und Menge der Nahrungsmittel erfassen wird, die in Deutschland Jahr für Jahr auf dem Müll landen. Auch die Gründe für die weltweit steigenden Wegwerfraten werden untersucht. Erste Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2012 vorliegen.

Bundesministerin Aigner kündigte an, dass eine längerfristig angelegte Kampagne zur Verbraucherinformation durchgeführt werden soll, die auf den Ergebnissen der Studie aufbaut. Ziel ist es, die Wegwerfrate von Lebensmitteln zu verringern. Ansprechpartner sind aber nicht nur die Verbraucher, sondern alle an der Erzeugung und Verarbeitung beteiligten Wirtschaftsakteure bis hin zum Handel. In der gesamten Kette muss nach Möglichkeiten gesucht werden, Lebensmittelabfälle zu verringern.

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