Frauenhaus muss 169 Hilfesuchende abweisen

 Ein "gesellschaftspolitischer Skandal", findet Anja Kröber. Die leiterin des Frauenhauses kann immer mehr Frauen und Kinder nicht aufnehmen. Leider kein Einzelfall in Niedersachsen.

von Evelyn Eveslage

„Ich weiß nicht, was aus der Frau wird, für die wir am Dienstag keinen Platz hatten“, sagt Anja Kröber vom Frauenhaus nachdenklich. Die Anruferin wandte sich hilfesuchend an die Oldenburger Einrichtung – die fünfte in Niedersachsen, bei der sie Schutz suchte.

„Gesellschaftspolitisch ist das ein Skandal: 169 Hilfesuchende konnten wir im vergangenen Jahr nicht aufnehmen. Das ist erschreckend“, so Kröber. Davon waren 82 Frauen und 87 Kinder. Vor allem für die Unterbringung von Frauen mit mehreren Kindern fehlten schlicht die Kapazitäten – das erkläre auch die hohe Zahl der „abgewiesenen“ Kinder.

Natürlich werde versucht, die Platzkapazitäten voll auszuschöpfen. „Im Moment leben zwei wildfremde Frauen auf einem Zimmer, die keine gemeinsame Sprache miteinander teilen – keine würdige Situation“, so Kröber.

Sie nennt auch ein spezifisches Problem der Frauenhäuser, das Laien vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich scheint: „Eine Frau aus Oldenburg kann nicht unbedingt im Frauenhaus in Oldenburg oder in der Nähe bleiben – weil sie im vertrauten Umfeld schneller aufgespürt wird.“ Deshalb würde eine niedersachsenweite Bedarfsanalyse große Erleichterung bringen.

Erst wenn die tatsächliche Nachfrage feststeht, könne auch ein entsprechendes Gesetz für die Finanzierung auf den Weg gebracht werden.

Zwar fördere auch die Stadt das Frauenhaus, aber Körber gibt zu bedenken: „Jedes Jahr müssen wir erneut Unterstützung beantragen.“ Auch nimmt das Frauenhaus Spenden entgegen.

Werde der Personenschlüssel des EU-Parlaments berücksichtigt, stehe Oldenburg mit 20 Frauenhausplätzen zwar gut da. Berücksichtige man aber auch Landkreise wie Ammerland und Cloppenburg, wo es keine Frauenhäuser gebe, tue sich eine riesige Lücke auf, so Kröber.

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