In Niedersachsen schreitet der Umbau der Schulen zu Ganztagsschulen weiter voran. Und das, trotz eines nachgewiesenen, nicht unerheblichen Lehrer/-innen-Mangels. Die Richtlinie des Kultusministeriums zum Thema „Investitionen Ganztagsausbau“ aus dem Jahr 2021 befasst sich nur mit den baulichen und ausstattungswesentlichen Veränderungen – nicht aber mit dem benötigten Personal.
Doch welche sinnvollen Möglichkeiten der Betreuung gibt es im Ganztagssystem? Dieser Frage ging die Frauen Union Ammerland bei ihrer letzten Mitgliederversammlung in Wiefelstede nach und hatte als Gesprächspartnerin die Bauernhofpädagogin Caroline Kühter eingeladen. Ihre Zielgruppen sind Kindergärten und Schulen – mit der Grundschule Bösel hat sie eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Die fünffache Mutter berichtete über ihren Werdegang zur Bauernhofpädagogin, den sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit als kaufmännische Leiterin eines landwirtschaftlichen Betriebes in Bösel verfolgt. Ihr Antrieb: Sie will Kindern und Jugendlichen die Landwirtschaft und Natur näherbringen. Gerade für Ganztagsschulbetriebe sind außerschulische Lernorte eine Bereicherung. Hier auf praktische Art die Wege in der Lebensmittelproduktion kennenzulernen ist im Sinne der Wertschätzung und Nachhaltigkeit ein wichtiger Baustein in der Erfahrenswelt der Kinder. Caroline Kühter verfolgt in ihren Stunden, die die Klassen auf dem Bauernhof der Familie verbringen, den Ansatz, dass die Natur mit allen Sinnen erlebt wird. Oft trifft sie auf Kinder, die kaum Kontakt mit der Natur haben. Dass die Milch nicht aus der lila Kuh kommt oder dass eine Kuh erst Milch gibt, wenn sie ein Kalb geboren hat, ist für viele Kinder eine neue Erkenntnis.
Die Schwierigkeit bei diesem Modell: die Finanzierung muss von den angehenden Pädagoginnen und Pädagogen selbst getragen werden. Der Lehrgang Bauernhofpädagogik kann nur bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen durchgeführt werden und kostet die Teilnehmer 2.300 – 2.900 Euro. Hat man diesen absolviert, stellt sich die Frage, wie die pädagogischen Stunden entlohnt werden. Auch hier gibt es bisher keine feste Vergütungsverordnung durch das Land Niedersachsen. In Caroline Kühters Fall erhebt sie einen kleinen Beitrag pro Kind für die Verspflegung – denn natürlich dürfen bei einer Picknickpause Snacks aus der heimischen Landwirtschaft nicht fehlen. Dieser Beitrag wird zum größten Teil zur Zeit vom Förderverein der Schule übernommen. Die Ausfallzeit ihrer hauptamtlichen Arbeit rechnet sie nicht dagegen, das wird dann abends, wenn die Schulkinder den Hof verlassen haben, nachgeholt. Auch aus diesem Grund kann Caroline Kühter nur eine begrenzte Anzahl an Angeboten durchführen. Die Nachfrage, so berichtet sie, ist deutlich größer.
Die Frauen Union hat die Probleme im Anschluss an den Vortrag als Antrag an die Landesregierung formuliert und wird die Klärung der Finanzierung weiter verfolgen.