Wiefelstede- In einer offenen Vorstandsitzung diskutierte die Frauen Union Ammerland mit Petra Klein, Mitglied des Bundesvorstands des „Weißen Ring“ das Thema „Sexualisierte Gewalt“. Was kann das Opfer tun? Wo fängt sexualisierte Belästigung an? Wie kann das Opfer sich wehren? An wen kann sich das Opfer wenden? Brauchen wir neue Strafregelungen? Diese und andere Fragen wurden mit der Vertreterin der Opferschutzorganisation erörtert.
„Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagt Petra Klein. Bei allen Gewaltformen spielten mittlerweile technische Geräte und digitale Medien eine große Rolle. So werden vermehrt digitale Kanäle zur Kontrolle, Einschüchterung und Machtausübung genutzt. Durch das Internet mit seinen verschiedenen Möglichkeiten breiten sich Beleidigungen, Diffamierungen auch Drohungen sowie die unerlaubte Veröffentlichung von intimen Bildern, pornografischen Videomontagen oder die Organisation gezielter Mob-Angriffe schnell aus. Das Spektrum an unterschiedlichen Formen von sexueller Belästigung ist riesig. Doch wie sollten Betroffene am besten reagieren?
Jede Tat müsse zur Anzeige gebracht werden, dadurch kommen die Betroffenen aus der Rolle des Opfers heraus, erklärt Klein. Hilfe bei Problemen könne das Opfer neben dem direkten Kontakt mit dem „Weißer Ring“ auch im Netz unter juuu.port.de und infovictims.de erhalten. Und im Bereich Stalking wurde vom Weißen Ring eine hilfreiche „NoStalk-App“ eingeführt.
Prävention sei eine wichtige Aufgabe, damit das Risiko sinkt, dass Menschen (erneut) Opfer von Straftaten werden, erläutert Klein weiter. Und um die Situation von Opfern zu verbessern, sei eine Änderung des Strafprozesses wünschenswert, so dass ein Opfer nur einmal aussagen müsse. Ebenso forderte Klein für den Opferschutz einen rechtlichen Pflichtbeistand auch für Opfer, verpflichtende Richterfortbildungen, die Anerkennung des Opferanwaltes als Fachanwalt, mehr Geld für Opferberatung und das Eingeständnis, dass es sich nicht um Bagatellen handelt.
Nach Straftaten stehen die Opfer oft alleine da. Wären da nicht Helfer/innen wie Petra Klein vom „Weißen Ring“. Sie helfen schnell und unbürokratisch und leiten die Hilfesuchenden an den jeweils kompetentesten Ansprech-partner weiter, resümiert Corinna Martens Vorsitzende der Frauen Union. Ein gesellschaftliches Umdenken muss stattfinden. Ein neuer, öffentlicher Umgang mit dem Thema, um dafür zu sorgen, dass sexualisierte Gewalt zur Ausnahme wird. Eine Veränderung beginnt mit der Anerkennung der Tatsache, dass es sich hier um ein Problem handelt, das alle angeht. Dies zieht die Unterstützung der Opfer und die Ächtung der Täter mit sich, so Martens weiter. Die Frauen Union werde sich diesem wichtigen Thema in kommenden Veranstaltungen weiter widmen.