Mit 3,4 Prozent Wachstum im Jahr 2010 und 1,8 Prozent in 2011 wird Deutschland zur Konjunkturlokomotive Europas. Die Arbeitslosigkeit wird bereits diesen Herbst auf unter drei Millionen fallen, die Beschäftigung auch kommendes Jahr weiter zunehmen.
"Der Aufschwung ist da", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle bei der Vorstellung der Herbstprojektion der Bundesregierung. Und er stehe inzwischen solide auf zwei Beinen – der Binnenwirtschaft wie dem Außenhandel, führte der Minister aus.
Tatsächlich ist die inländische Komponente mit rund drei Vierteln am Wachstum beteiligt: 1,3 Prozent des Wachstums entfallen auf die Binnenwirtschaft. Der Außenhandel steht für 0,8 Prozent, rechnete Brüderle vor.
Binnenwirtschaft trägt Aufschwung
"Der Arbeitsmarkt entwickelt sich vom Sorgenkind zum Musterschüler", betonte der Bundeswirtschaftsminister. Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2010 und 2011 weiter steigen. Aus dem kleinen Jobwunder im Frühjahr wurde ein Wachstumswunder. Kommendes Jahr erwartet die Bundesregierung die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1992.
"Wir haben eine Arbeitslosigkeit, die geringer ist als vor der Krise. Das ist die wichtigste Botschaft für die Menschen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es sei richtig gewesen, die Kurzarbeit noch einmal zu verlängern, Steuersenkungen durchzuführen und die Konjunkturprogramme fortzusetzen. Nun gehe es darum, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.
Sorge bereitet allerdings der sich abzeichnende Fachkräftemangel. Um ihm abzuhelfen, wird die Bundesregierung alle Potenziale der deutschen Arbeitskräfte mobilisieren. Es bedarf aber auch ausländischer Fachkräfte, um die Wachstumskräfte nachhaltig zu stärken.
Mehr Brutto und mehr Netto
Derzeit sind nicht nur mehr Menschen beschäftigt als vor der Krise, ihnen bleibt auch mehr vom Lohn. Die Bruttolöhne dürften dieses Jahr um 2,1 Prozent zunehmen, die Nettolöhne sogar um 3,9 Prozent.
Das zeigt: Die von der Bunderegierung eingeführten Entlastungen wirken. "Den fleißigen Menschen gehört der Boom," sagte Brüderle. Leistung müsse sich lohnen und das dürfe sich auch in Tarifabschlüssen niederschlagen.
Entsprechend positiv sind die Prognosen hinsichtlich des privaten Konsums: Bei weiterhin hoher Preisstabilität legt er dieses Jahr um 1,2 Prozent zu, 2011 um 1,1 Prozent.
Anhaltende Investitionsfreudigkeit registriert Brüderle auch bei den Unternehmen. Sie schöpfen Vertrauen aus dem verlässlichen ordnungspolitischen Rahmen, den die Bundesregierung setzt. Dazu gehört auch das Zukunftspaket, das wie beschlossen umgesetzt wird. Denn solide Staatsfinanzen sind Voraussetzung für das Vertrauen der Wirtschaft.
Absage an Protektionismus
Es verblieben Risiken, aber die dürfe man nicht überbewerten, so der Wirtschaftsminister. Er erteilte einem internationalen Währungskrieg und Protektionismus eine klare Absage: "Für Deutschland ist der Freihandel eine win-win-Situation", unterstrich Brüderle.
Auch zum Wohl unsere Nachbarn. Denn, so Brüderle, Deutschlands Nachfrage vor allem auf den Märkten der Europäischen Union wirke wie ein Konjunkturprogramm für unsere Nachbarländer.
Richtige Politik
Ursächlich für den Aufschwung sieht der Minister vor allem die Unternehmen und die Arbeitskräfte. Ausdrücklich lobte er die Gewerkschaften. Der Arbeitsmarkt habe sich in der Krise als flexibel erwiesen.
Unter Verweis auf Maßnahmenpakete wie das Wachstumsbeschleunigungsgesetz sprach Brüderle von einem Politikwechsel, der den Aufschwung unterstützt hat. "Wir haben etwas richtig gemacht", fasste er kurz den Beitrag der Bundesregierung zum Aufschwung zusammen.