Deutschlands Zukunft sichern - Fachkräfte gewinnen

 Die Wirtschaftspolitik steht in den kommenden Jahren vor der zentralen Herausforderung, den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu sichern.
 
 
 

 

 

Der demografische Wandel hat den deutschen Arbeitsmarkt längst erreicht. In den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen (MINT) beispielsweise fehlen heute bereits 65.000 Fachkräfte, bis 2020 dürften es 250.000 sein.
 
 

Enorme Wertschöpfungsverluste

 
Fehlende Fachkräfte verursachen enorme Wertschöpfungsverluste, das heißt, der Erfolg eines Unternehmens ist geringer, als er hätte sein können: Sogar für das Krisenjahr 2009 schätzt das IW Köln den Wohlstandsverlust auf rund 15 Milliarden Euro.
 

Viele Branchen betroffen

 
Deutschland braucht eine ausreichende Zahl gut ausgebildeter und motivierter Fachkräfte über alle Branchen und Qualifizierungsebenen.
 
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle Ende Oktober in Berlin: "Der gegenwärtige und zukünftige Fachkräftebedarf ist eine Herausforderung, für die wir alle Kräfte bündeln müssen. Das betrifft Akademiker, es betrifft aber auch den Nachwuchs aus der dualen Berufsausbildung."
 
Den Mittelstand aber trifft der Personalmangel besonders hart. Ihm fehlen häufig die Ressourcen und das Know-How für eine systematische Personalplanung und -entwicklung.
 
Handeln ist dringend geboten: Um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und damit Wohlstand und Wachstum zu erhalten.
 
Nach einem Fachkräftedialog mit 17 Präsidenten und Vertretern führender deutscher Wirtschaftsverbände hatte Brüderle Ende August in Berlin erklärt: "Hier müssen und werden wir gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden Abhilfe schaffen."
 

Umfassende und zielorientierte Strategie

 
Einen "Königsweg" zur Behebung des Fachkräftebedarfs gibt es nicht. Weder die Bildungspolitik noch die Wirtschaftspolitik können das Fachkräfteproblem alleine lösen.
 
Notwendig ist eine umfassende und zielorientierte Strategie. Zu deren Umsetzung sind alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufgerufen.
 

Arbeitspapier "Deutschlands Zukunft sichern - Fachkräfte gewinnen"

 
Grundlage des Fachkräftedialogs mit den Wirtschaftsverbänden war das im Bundeswirtschaftsministerium entwickelte Arbeitspapier "Deutschlands Zukunft sichern - Fachkräfte gewinnen".
 
Das Papier identifiziert zwei zentrale Bereiche:
  • Inländisches Arbeitskräftepersonal besser ausschöpfen.
  • Durch kluge Zuwanderungspolitik ausländische Fachkräfte gewinnen.
 

Kompetenzzentrum für Fachkräfte einrichten

 
Das Bundeswirtschaftsministerium schlägt dazu der Wirtschaft vor, ein neues Kompetenzzentrum für Fachkräfte einzurichten.
 
Dieses Kompetenzzentrum könnte etwa den Fachkräftebedarf in den Unternehmen analysieren und den Austausch über betriebliche Ansatzpunkte auf diesem Gebiet fördern.
 

Bildungsangebote stärken

 
Immer weniger Schülerinnen und Schüler verlassen die Schulen, nicht wenige davon ohne Abschluss. Neue Initiativen und gemeinsame Kraftanstrengungen sind nötig, um die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen zu verbessern: zum Beispiel von Altbewerbern, Menschen mit Migrationshintergrund, Lernbeeinträchtigten und sozial benachteiligten Jugendlichen.
 
Bundesminister Brüderle: "Früher haben wir vor allem Ausbildungsplätze gesucht, jetzt müssen wir Auszubildende suchen."
 

Älteren Menschen neue berufliche Perspektiven eröffnen

 
Fast 40 Prozent der Unternehmen in Deutschland beschäftigen keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über 50 Jahre. Ältere Beschäftigte haben umfassendes Fach- und Erfahrungswissen und bringen besondere Qualifikationen mit. Dieses Potenzial müssen die Unternehmen stärker nutzen.
 

Migranten integrieren und anerkennen

 
Dies gilt für Migrantinnen und Migranten ohne ausreichenden Abschluss, aber auch für sechs Millionen gut Qualifizierte, deren ausländische Abschlüsse Deutschland häufig nicht anerkennt.
 
Verbesserte Bildungschancen und unbürokratische, kürzere Verfahren zur Anerkennung von ausländischen Qualifikationen sind notwendig.
 

Frauen besser in das Erwerbsleben einbinden

 
Von den erwerbsfähigen Frauen mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren sind gerade einmal gut die Hälfte erwerbstätig. In vielen technischen Studiengängen, wie Elektrotechnik mit 8,4 Prozent oder Maschinenbau mit 18,5 Prozent, sind Frauen sehr stark unterrepräsentiert.
 
Es bedarf deutlich größerer Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um mehr Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen.
 

Zuwanderung aktiv gestalten

 
Der Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland ist auf mehr internationale Fachkräfte angewiesen. In keinem anderen Industrieland ist der Anteil der zugewanderten Hochqualifizierten - gemessen an allen Einwanderern - so gering.
 
Deutschland braucht ein modernes Zuwanderungsrecht.
 

Attraktiven Beschäftigungsstandort Deutschland schaffen

 
2009 haben Deutschland 13.000 Personen mehr verlassen als eingewandert sind. In den letzten fünf Jahren sind allein 25.000 Ärzte aus Deutschland abgewandert.
 
"Deshalb müssen wir schauen, dass auch wir Fachkräften und gut ausgebildeten jungen Leuten exzellente Arbeitsmöglichkeiten geben", so Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Integrationsgipfel Anfang November in Berlin.
 
Dies gilt für die Zuwanderer, die Deutschland gewinnen will und muss. Es gilt aber auch für deutsche Fachkräfte, die ins Ausland abgewandert sind.

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