Von Ostdeutschland lässt sich viel zum demografischen Wandel lernen. Bevölkerungsrückgang und wirtschaftliche Umbrüche haben dort vorweggenommen, worauf sich in naher Zukunft viele Regionen einstellen müssen.
Von Ostdeutschland lässt sich viel zum demografischen Wandel lernen. Bevölkerungsrückgang und wirtschaftliche Umbrüche haben dort vorweggenommen, worauf sich in naher Zukunft viele Regionen einstellen müssen.
Die neuen Bundesländer sind stark vom demografischen Wandel betroffen: Nach 1990 sind viele junge Menschen abgewandert, die Zahl der Geburten ging erheblich zurück. Beide Entwicklungen führten zu einer ungünstigen Altersstruktur. Zählten die neuen Länder 1990 noch zu denen mit einer durchschnittlich recht jungen Bevölkerung, gehören sie heute zu denen mit der durchschnittlich ältesten. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Die in den neunziger Jahren nahezu halbierte Kinderzahl entspricht ab 2015 einer nahezu halbierten Elternzahl. Halb so viele Kinder bedeuten halb so viele Berufsanfänger. Zur gleichen Zeit gehen die geburtenstarken Jahrgänge, die "Baby-Boomer", in Rente. In den nächsten zehn Jahren wird Ostdeutschland nochmals fast 900.000 Einwohner verlieren. Dadurch werden künftig etwa 400.000 Wohnungen nicht mehr gebraucht. Stark betroffen sind die ländlichen, dünn besiedelten und strukturschwachen Räume.
Modellprojekte auf regionaler Ebene weisen den Weg: Innenstädte beleben, generationsübergreifende Netzwerke aufbauen, Mobilitätszentralen und Informationsplattformen für Bürgerinnen und Bürger einrichten.
Regionale Grenzen gibt es nicht. Drei ostdeutsche Länder - Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen - haben sogar eine länderübergreifende Zusammenarbeit in der Demografiepolitik beschlossen.
Viele Erfahrungen gesammelt
Die Versorgung mit Kindergärten, Ärzten und öffentlichen Dienstleistungen, gut ausgebaute Straßen und öffentliche Verkehrsmittel, die Ansiedlung von Unternehmen und der Zugang zu Bildung: Ein Handlungskonzept zeigt auf, wo Infrastruktur in schrumpfenden Regionen zu erhalten beziehungsweise anzupassen sind. Das Konzept stellt Erfahrungen zusammen, die die ostdeutschen Länder in den vergangenen Jahren gesammelt haben.
Flexible und lösungsorientierte Ansätze sind gefragt – im öffentlichen Bereich, aber auch bei der Zusammenarbeit von Verwaltung und Wirtschaft. Für die Kommunalverwaltungen ist künftig ein "Demografie-Coaching" geplant. Städte und Gemeinden sollen stärker zusammenarbeiten. Möglichkeiten, die Infrastruktur zu modernisieren, gilt es, noch besser zu nutzen – am besten dezentral. Denn vor Ort können die Probleme besser, schneller und effektiver gelöst werden. Ausdrücklich gewünscht ist, dass sich Bürgerinnen und Bürger stärker beteiligen.
Programm "Stadtumbau Ost" hilft
Damit Wohnraum besser ausgenutzt und neu gestaltet werden kann, ist das Bund-Länder-Programm "Stadtumbau Ost" aufgelegt worden. Es federt Wohnungsleerstand ab und schafft für viele Menschen moderne, lebenswerte Quartiere.
Ein pauschales Erfolgsrezept gibt es nicht. Das Handlungskonzept der Bundesregierung ist deshalb ein weiterer wichtiger Schritt, um die Daseinsvorsorge zu gestalten.