Männer verdienen in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 20 Prozent mehr als Frauen in einer gleichen Berufsposition. Darauf hat zum Equal-Pay-Day am Freitag (23.03.2012) das Statistische Landesamt in NRW aufmerksam gemacht.
48.500 Euro, so viel verdient ein in Vollzeit beschäftigter Mann im Durchschnitt jedes Jahr in NRW. Eine Frau in vergleichbarer Position bekommt durchschnittlich 10.000 Euro weniger. Das sind Zahlen, die das Statische Landesamt zum Equal-Pay-Day, dem Tag für gleiche Bezahlung veröffentlicht hat. Mit diesem Tag soll auf die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen weltweit aufmerksam gemacht werden. 2008 wurde er auch in Deutschland eingeführt. Nach Informationen der Statistiker in NRW sind die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern bei Teilzeitjobs geringer. Männer in Teilzeit verdienen nur etwa drei Prozent mehr als ihre weibliche Kollegen.
Darum verdienen Frauen weniger
Die Ursachen für die ungleiche Bezahlung hat Christina Klenner, Sozialwissenschaftlerin bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, erforscht. Sie nennt drei Faktoren:
1. Direkte Diskriminierung: Immer noch werden Frauen ganz bewusst von Chefs oder Vorgesetzen benachteiligt, wenn es um die Bezahlung in ein- und demselben Job geht. Etwa ein Drittel der Einkommensunterschiede ist auf diese direkte Form der Diskriminierung zurückzuführen.
2. Strukturelle Faktoren: Sie treten ganz allgemein in Unternehmen aber auch bei Tarifverträgen auf. Wenn es beispielsweise um die Bewertung von Arbeit geht, schlagen sich besonders körperliche Belastungen stärker im Lohn nieder. Weil Männern unterstellt wird, dass sie die körperlich anstrengendere Arbeit machen, bekommen sie mehr Geld.
3. Historische gewachsene Faktoren: Allgemein wird in Unternehmen angenommen, dass Frauen ihre eigenen beruflichen Ambitionen gegenüber der Familienfürsorge zurückstellten. In gehobenen Positionen kommen deshalb verstärkt Männer zum Zuge, weil man ihnen ein größeres berufliches Engagement unterstellt.
Vorbild Kanada
Nur Gesetze könnten diese überkommenen Bilder von Geschlechterrollen aufbrechen, sagt Sozialwissenschaftlerin Klenner. Vorbildhaft seien etwa die kanadischen Bundesstaaten, aber auch andere europäische Länder, wie die Schweiz. Dort seien die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern mittlerweile deutlich geringer. "Frauenberufe dürfen nicht mehr nur auf einen Zuverdienst reduziert werden", formuliert die Sozialwissenschaftlerin das Ziel, einer eigenständigen Existenzsicherung von Frauen.
Frauen droht Altersarmut
Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, forderte am Freitag (23.03.2012) von der Bundesregierung, "schändliche Hungerlöhne" in Frauenberufen zu verhindern. Die geringeren Löhne führten bei den Frauen unweigerlich auch zu einer Altersarmut. Das Datum des Equal-Pay-Day markiert den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt eines Mannes zu kommen.