Klimaschutz fängt bei den Menschen an

 



Klimaschutz im Unternehmen beginnt zumeist mit einer Entscheidung der Geschäftsführung. Produktion und Produkte werden überprüft, um möglichst energiesparend und umweltfreundlich zu produzieren. Aber auch die Sensibilisierung und die Motivation der Mitarbeiter gehört zu einem ganzheitlichen und nachhaltigen Konzept für mehr Klimaschutz.

Beispiele dafür liefern die 19 Klimaschutz-Unternehmen, die zu einer Exzellenzinitiative der Bundesregierung und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages gehören. Sie werden von der "Partnerschaft für Klimaschutz, Energieeffizienz und Innovation" seit 2009 als Vorbilder für ihr besonderes Klimaschutzengagement ausgezeichnet. Diese Betriebe betreiben Klimaschutz von A bis Z – von der Analyse und Reduzierung des Energieverbrauchs einzelner Produkte bei der Entwicklung über Prozesse und Produktion bis zur Einbeziehung der Mitarbeiter.

Jeder Tag ist ein grüner Tag

Wie alle Mitglieder der Gruppe achtet der Ventilatorenhersteller ebm-papst (Hauptsitz im baden-württembergischen Mulfingen) bei Entwicklung und Herstellung auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Der Firmengrundsatz lautet: "Jedes neuentwickelte Produkt muss seinen Vorgänger ökonomisch und ökologisch übertreffen".

Mit der "GreenTech" – Philosophie optimiert das Unternehmen die Energieeffizienz auch bei Gebäuden und Infrastruktur. Schon in der Ausbildung sind Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wichtige Bestandteile. Auszubildende werden als Energiescouts mit Wärmebildkameras und Druckluftmessgeräten ausgestattet und suchen im Betrieb nach Energiesparpotenzialen. Seit November 2010 konnten damit bereits 100.000 Euro eingespart werden. Das Azubi-Projekt ist so erfolgreich, dass seit Ende 2011 auch am Standort in St. Georgen Energiescouts eingesetzt werden.



Die Energiescout-Teams hatten die Idee, ein Jahr lang jeweils sieben Tage in einer der Niederlassungen eine grüne Aktionswoche zu veranstalten. "Uns fiel auf, dass wir in Deutschland sehr viel im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz leisten und darüber sprechen", so Trainee Lisa Bahr. Mit der Kampagne "Every day is a GreenDay" sollen die eigenen Mitarbeiter, Kunden und die Öffentlichkeit über die grüne Unternehmensphilosophie informiert werden. Die Geschäftsführung unterstützt dieses Nachhaltigkeitskonzept. Firmenchef Hans-Jochen Beilke sagt: "Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bilden seit Jahren einen wichtigen Bestandteil unserer Ausbildung. Ich freue mich sehr, dass unser Nachwuchs in solchem Umfang weiterdenkt und dieses hervorragende Projekt erarbeitet hat." Der Startschuss fiel Mitte April in Mulfingen, danach folgten Aktionswochen in Österreich und Italien. Derzeit gastiert die Kampagne in Weißrussland. Bis Mitte März 2013 macht sie noch Station an einigen der 57 Standorte in Europa, Asien, Lateinamerika und Asien. Jeweils eine Woche lang dreht sich alles um Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die Mitarbeiter verzichten auf Aufzüge und steigen Treppen oder radeln zur Arbeit, verteilen Stofftaschen und vermeiden Müll oder pflanzen pro verkauftem Ventilator einen Baum. Mit diesen Aktionen werden weitere Mitarbeiter informiert und motiviert.

 

Klimasparbuch – Energiesparen bei der Arbeit und zuhause

Das Unternehmen Provinzial Rheinland Versicherung aus Düsseldorf engagiert sich seit 1995 im Umweltbereich. Dazu gehören nicht nur jährliche Umwelterklärungen, ein eigenes Umweltprogramm und klimaneutrale Geschäftstätigkeit, sondern vor allem das Engagement der Mitarbeiter. Die Provinzial Rheinland betont die Eigenverantwortung der Mitarbeiter durch die aktive Einbeziehung bei der Identifizierung und Umsetzung von Effizienzpotenzialen. Durch optimierte Nutzungszeiten der Gebäudetechnik haben die Beschäftigten bereits zur Minderung der CO2-Emissionen beigetragen.

Um diesen Einsatz zu würdigen und die Mitarbeiter weiter in den Klimaschutz einzubeziehen, initiierte die Versicherung ein "Klimasparbuch". Eingesparte Klimabelastungen werden durch zusätzliche Aufforstungsmaßnahmen "verzinst". Bei einer Auftaktveranstaltung erhielten alle Mitarbeiter einen persönlichen Ratgeber mit Tipps zum Klimaschutz zuhause.

Mitarbeiter, die mitmachen wollten, erhielten 2008 private, grüne Klimasparbücher für das Energiesparen zuhause. Für die teilnehmenden Haushalte wurden Klimabilanzen erstellt. Die Energieeinsparungen werden als eingespartes CO2 im Klimasparbuch gutgeschrieben und vom Unternehmen mit 200 Prozent "verzinst". Mit diesen Zinsen wurde der Klimaschutz-Mitarbeiterwald im Rhein-Erft-Kreis finanziert. Er wurde im März 2011 von den Beschäftigten und ihren Familien selbst angepflanzt. Damit wird die doppelte Menge der eingesparten CO2-Emissionen zusätzlich durch Biomasse gebunden.

Mehr als 100 Mitarbeiterhaushalte der Provinzial Rheinland haben heute ein Klimasparbuch. Vier Jahre nach deren Einführung zieht der Vorstandsvorsitzende Ulrich Jansen Bilanz: "Gerade wir als Versicherer müssen ein besonderes Interesse daran haben, dass Klimaschutz einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt. Dieses Interesse hat aber nicht nur betriebswirtschaftliche Gründe. Wir haben ebenso eine Verantwortung für künftige Generationen. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen das so."

Kosten sparen – Klima schonen

Als energieintensives Unternehmen verbraucht die Gießerei KSM Castings am Hauptsitz in Hildesheim pro Jahr rund 160 Millionen Kilowattstunden Energie. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch von 35.000 4-Personen-Haushalten. Allein ein Drittel der Energiekosten entfällt auf die Schmelzereien. Ziel ist es, durch Mitarbeitereinbindung die Energieeffizienz zu erhöhen. Zum Beispiel soll der Gasverbrauch in der Schmelzerei in Hildesheim 2012 um fünf Prozent im Vergleich zu 2010 gesenkt werden.

Werksleitung und Mitarbeiter haben in Workshops gemeinsam definiert, was erreicht werden soll. Sie diskutierten die Gründe, warum Öfen ohne Deckel betrieben oder Ofenklappen nicht geschlossen werden. Die Projektteams erarbeiten Lösungsmöglichkeiten und erstellen Aktionspläne, definieren Verantwortliche und Betriebsanweisungen. Dann werden alle Mitarbeiter geschult. Sie werden über Energieträger, -verbrauche und -kosten sowie Klimafaktoren aufgeklärt. Auch Fehlverhalten beim Umgang mit Energie, das zu hohen Energiekosten führen kann, wird angesprochen. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt sollen die Mitarbeiter zukünftig durch E-Learning und mindestens einmal pro Jahr mündlich geschult werden.

Um die Mitarbeiter zu energieeffizientem Verhalten zu motivieren, werden die besten Ideen im Vorschlagswesen prämiert. Die so erzielten Erfolge werden werksweit kommuniziert, auch die einzelnen Werke messen sich mit ihren Benchmarks untereinander.

Die Klimaschutz-Unternehmen zeigen: Es kommt nicht nur auf energieeffiziente Produkte oder klimaschonende Produktion an. Zum Klimaschutz gehört mehr. Oft wird unterschätzt wie wichtig Aufklärung, Motivation, Einbindung, Information und Belohnung der Mitarbeiter sind – davon profitieren das Klima und die Bilanz des Unternehmens.

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