Chefinnen setzen bei der Mitarbeiterbindung stärker auf die Vereinbarkeit von Familie und Job als auf Boni. Und sie haben einen positiveren Blick auf die Wirtschaft.
Kundenbindung, Weiterbildungen für Mitarbeiter und lieber Kinderbetreuung als finanzielle Anreize – Managerinnen haben teilweise andere Prioritäten als Manager. Das stellt eine Studie des Verbands deutscher Unternehmerinnenunter Entscheidern aus dem Mittelstand fest, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
So gaben 97 Prozent der befragten Frauen an, dass ihnen Kundenmanagement besonders wichtig sei, 93 Prozent nannten strategische Planung als oberstes Ziel und 91 Prozent die Bindung der Mitarbeiter. Zwar rangieren auch bei den Männern die Themen Mitarbeiterbindung und strategische Planung ganz oben (gefolgt von Liquiditätsbeschaffung), doch der Fokus unterscheidet sich. Um ihre Mitarbeiter zu halten, setzen die Frauen verstärkt auf Weiterbildungen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie etwa Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten. Männliche Chefs hingegen nennen monetäre Anreize: Boni, Dienstwagen, überdurchschnittliche Bezahlung.
Offenbar hängt der besondere Schwerpunkt der Chefinnen auf der Vereinbarkeitsfrage mit ihren eigenen Erfahrungen als berufstätige Mütter zusammen, vermuten die Autoren der Studie.
Das spiegelt sich auch in den Antworten wider, die die Managerinnen und Manager auf die Frage nach ihren Forderungen an die Politik gaben. Die Frauen nennen dabei vor allem den Ausbau der Kinderbetreuung sowie stärkere Investitionen ins Bildungssystem, die Männer dagegen wünschen sich die Konsolidierung des Bundeshaushalts und eine Senkung der Lohnnebenkosten.
Frauenquote für Chefinnen wichtig, für Männer kaum
Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es auch in ihren Erwartungen für die wirtschaftliche Zukunft – die Männer sind hier deutlich pessimistischer. Befragt nach der wirtschaftlichen Entwicklung gaben nur 18 Prozent der Männer an, dass die Situation besser würde, aber 23 Prozent der Frauen. Eine bessere Entwicklung für das eigene Unternehmen erwarten 35 Prozent der Manager, aber 51 Prozent der Managerinnen.
In vielen Punkten kann die Befragung keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Chefs ausmachen. So nennen etwa beide Geschlechter den Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung für die Zukunft.
Außerdem wurden die Entscheiderinnen und Entscheider nach der Frauenquote für die Wirtschaft befragt. Die öffentliche Debatte über mehr Frauen an der Spitze von Unternehmen scheint für die meisten Managerinnen im Umgang mit männlichen Geschäftspartnern kein großes Thema zu sein. Drei Viertel von ihnen gaben an, dass die Diskussion keinen Einfluss darauf habe, wie Geschäftspartner auf sie zugehen; mehr als zwei Drittel sagten, sie seien auf das Fehlen von Frauen im Management auch nicht angesprochen worden. Allerdings gaben 64 Prozent der Frauen an, dass die Frauenquote für sie wichtig sei. Bei den Männern spielt das Thema eine untergeordnete Rolle. Nur 15 Prozent nannten es überhaupt – als letzte Position auf der Liste nach den Forderungen an die Politik.
Der Unternehmerinnenverband hatte rund 440 seiner Mitglieder sowie anonym 200 Führungsspitzen aus dem Mittelstand befragen lassen.