Ein halbes Jahr stand Würzburg im Zeichen Europas: Seit Mai hatte zum 40. Jubiläum des vom Europarat verliehenen Europapreises an die Stadt nahezu jede Woche eine europäische Veranstaltung stattgefunden. Zum krönenden Abschluss bildete der Jubiläumsfestakt der Stadt gestern die feierliche Kulisse für die Verleihung des „Preis Frauen Europas“ an Daniela Topp-Burghardt. Die EBD ehrte die Gründerin und Vorsitzende des „Ring Europäischer Frauen“ für ihr ehrenamtliches Engagement.
EBD-Präsident Dr. Rainer Wend machte in seinem Grußwort seiner Freude Luft, dass mit Daniela Topp-Burghardt eine „Frau Europas“ für ein klassisches Bürgerinnenprojekt ausgezeichnet werde.
Ihr Ring Europäischer Frauen verdeutliche, wie die europäische Integration im Kleinen gelingen und im Großen wirken könne. Der Preisträgerin sicherte Wend die Unterstützung der Europäischen Bewegung Deutschland zu, ihr Engagement in das Netz der Institutionen und Organisationen einzuweben, um die Strahlkraft ihrer Arbeit weiter zu erhöhen. Strahlkraft für Europa war roter Faden des gemeinsamen Festaktes vor mehr als 300 Gästen in der Würzburger Neubaukirche.
Laudatorin Ursel Schleicher, Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes a.D., würdigte die „Kunst“ von Daniela Topp-Burghardt, Europa in neuer Perspektive zu erleben: „Sie nennt es ganz bescheiden ‚Begegnungen in Europa‘, aber wenn man sich die Aktivitäten des Rings Europäischer Frauen genauer anschaut, hat der Verein in den zehn Jahren seines Bestehens zwölf Länder Europas besucht und dort den Erfahrungsaustausch zu Geschichte, Kultur, Berufs- und Ausbildungsgegebenheiten und Alltagsbewältigung vorangebracht – also eine ganz individuelle Art entwickelt, Europa den Menschen näher zu bringen.“ Auch 55 Jahre nach Beginn des europäischen Gemeinschaftsprojektes wüssten die Menschen in Europa noch zu wenig von und über einander. Topp-Burghardt erfülle somit eine „europäische Bildungsaufgabe“, für die sie den „Preis Frauen Europas“ mehr als verdiene.
Gerührt, aber strahlend nahm die „Frau Europas“ von der Präsidentin des Preises Prof. Gudrun Schmidt-Kärner ihre Auszeichnung entgegen. In ihrer Dankesrede ging DanielaTopp-Burghardt vor allem auf die Beweggründe für ihr europäisches Engagement ein: Auch wenn die Idee zur Gründung des „Rings Europäischer Frauen“ aus dem Enthusiasmus der Monate zwischen Euro-Einführung und EU-Osterweiterung stamme, sei ihr das Thema von der Familie mitgegeben und im Studium vertieft worden. „2000 Jahre gemeinsame Geschichte, die griechische Demokratie, das römische Recht, die christliche Menschenwürde, die Freiheit und der Sozialstaatsgedanke – das sind die tragenden Elemente, die Europa zu einer gewachsenen Gemeinschaft gemacht haben. Europas Länder gehören zusammen – über den Weg kann man streiten, aber das Ziel ist klar!“Mit Begegnungsreisen ins europäische Ausland habe sie als Bürgerin ihre Chance gesehen, „im wunderbaren Konzert derer mitzuspielen, die sich für eine Einigung Europas einsetzen.“ Deshalb sei ihr die Auszeichnung als „Frau Europas“ zugleich Anerkennung und Ansporn, weiterzumachen: „Wenn europäische Bürgerinnen und Bürger aus allen Richtungen einen kleinen Schritt aufeinander zugehen, bedeutet das für Europa mehr als einen großen Schritt. Und den benötigen wir in Zukunft sehr.“
Der Würzburger Bürgermeister Dr. Adolf Bauer (Mitte) mit Daniela Topp-Burghardt („Frau Europas 2013“, 4. v.li.), ganz links Prof. Gudrun Schmidt-Kärner (Präsidentin des „Preis Frauen Europas“), ganz rechts Dr. Rainer Wend (Präsident der Europäischen Bewegung Deutschland e.V.), 3.v.re. Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder und weitere „Frauen Europas“.
Von Würzburg aus haben viele Bürgerinnen und Bürger kleine und große Schritte in Richtung Europa gemacht, das belegte das Programm des Festaktes: Vom der Kindergärtnerin über Schüler und Studenten bis zum städtischen Bauamtsleiter kamen unterschiedlichste Projektpartner zu Wort. Musik- und Filmbeiträge rundeten das Programm ab. „Europa bedeutet für mich ein Zueinanderfinden und ein Zusammentreffen der Völker“ lautete eines von vielen Europa-Statements, die Würzburger Grundschüler gesammelt hatten und dem Bürgermeister während des Festaktes übergaben. Das Engagement der „Frau Europas“ Daniela Topp-Burghardt, aber auch die vielfältigen Projekte und Initiativen, die Würzburg im Europapreis-Jubiläumsjahr auf die Beine gestellt hat, zeigten eindrucksvoll, wie dies gelingen kann.
Mit dem Preis Frauen Europas ehrt die EBD seit 1991 Frauen, die sich durch ihr mutiges, kreatives oder hartnäckiges ehrenamtliches Engagement in besonderer Weise für das Zusammenwachsen und die Festigung eines vereinten Europas einsetzen. Die symbolische Auszeichnung – die Preisträgerin erhält eine eigens für sie gefertigte Brosche und wird Teil eines aktiven Preisträgerinnen-Netzwerkes – soll bürgerschaftlich aktive Europäerinnen untereinander und mit den EBD-Mitgliedsorganisationen vernetzen und ehrenamtliche Strukturen in der Zivilgesellschaft stärken.
Fotos: Stadt Würzburg/Penning-Lother