Umgang mit der "Vertraulichen Geburt"

Mitgliederversammlung der Frauen-Union

 
Auf Einladung der Frauen-Union des Kreisverbandes der Stadt Oldenburg referierte Sozialpädagogin Susanne Dankert-Jung vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) Oldenburg zum Thema „Vertrauliche Geburt“.

 

 

 

 
Von links nach rechts: Barbara Woltmann (MdB), Petra Averbeck (FU-Vorsitzende), Susanne Dankert-Jung (SKF) und Stephan Albani (MdB)

Zunächst gab die Referentin einen Überblick über die Arbeit des SKF. Der SKF berät Männer und Frauen, überkonfessionell und kostenfrei. Die Beratung ist auf drei Säulen aufgebaut: der existenz- und sozialrechtlichen Beratung (u.a. Wohnraumsicherheit), der sozial-medizinischen Beratung (u.a. Geburtsvorbereitungskurse) und der psychosozialen Einzel- und Paarberatung, erklärte Frau Dankert-Jung. 2012 gab es bei der SKF 1058 Beratungsfälle.

Am 1. Mai 2014 tritt das neue Gesetz zur Vertraulichen Geburt in Kraft. Damit werde den betroffenen Frauen und Kindern eine Rechts- und Handlungssicherheit gegeben, denn die bisherige anonyme Geburt fand eher im rechtsunsicheren Raum statt, so Dankert-Jung weiter.

Erstaunt habe die Tatsache, dass Schwangerschaften erst nach der 20. Schwangerschaftswoche bemerkt werde oder sogar erst unter Geburt festgestellt wird, so Petra Averbeck Vorsitzende der Frauen-Union.

Die anwesenden Frauen erfuhren, dass die Schwangerschaft von den Frauen unbewusst verdrängt werde, Merkmale würden umgedeutet und die Schwangerschaft verleugnet. Sie bringen ihr Kind oft heimlich zur Welt, dies ist für Mutter und Kind mit hohen Risiken verbunden. 

Die Geburt könne zu affektgeprägten Reaktionen wie Panik, Angst, extreme Ausweg- und Ratlosigkeit führen. In manchen Fällen komme es danach zu Kindstötungen oder Aussetzungen.

Werde das Kind in eine Babyklappe gegeben, habe es später nie die Gelegenheit etwas über seine leibliche Herkunft zu erfahren, erläuterte Dankert-Jung. Das Gesetz soll die Tötung und Aussetzung von Neugeboren verhindern, riskante heimliche Geburten, außerhalb der medizinischen Versorgung reduzieren und den Kindern die Möglichkeit geben mit 16 Jahren eine Auskunft der eigenen Herkunft zu bekommen.

Danach könne eine Mutter ihr Kind sicher in eine Klinik zur Welt bringen, ohne ihre Identität preiszugeben, legte Dankert-Jung dar. Um Frauen in Konfliktsituationen besser zu erreichen, solle ein bundesweiter 24 Std.-Notruf eingerichtet werden, der an eine geeignete Beratungsstelle vermittelt. Nach der 1. anonymen Beratung solle dann eine Weitervermittlung an Fachkräften stattfinden. Später würden die Personenstandsdaten sicher unter einem Pseudonym, welches sich die Frau ausgewählt hat, verschlossen. Unter diesem Pseudonym würden dann Mitteilungen an die Klinik und das Jugendamt weitergeben. Nach der Geburt werde der von der Mutter gewählte Vorname in das Geburtenregister eingetragen. Entscheide sich die Mutter nach der Geburt nicht für das Kind, so komme es zu einem Adoptionsverfahren und mit 16 könne es seine Herkunft erfahren, führte Dankert-Jung weiter aus. Desweitern sei geplant Referenzzentren einzurichten.

Die vertrauliche Geburt kann für Frauen in krisenhaften Situationen eine Alternative zur meldepflichtigen Geburt sein, resümiert Petra Averbeck. Daher werde sich die Frauen-Union verstärkt für die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit einsetzen sowie Multiplikatoren ansprechen.

Die Bundestagsabgeordneten Barbara Woltmann und Stephan Albani waren anwesend und wollten sich verstärkt um das Thema der „Vertraulichen Geburt“ kümmern. 

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