Es begann als Projekt an Küchentischen. „Inzwischen ist diese Arbeit aus der Infrastruktur der Stadt nicht wegzudenken“, sagte Sozialdezernentin Dagmar Sachse. Ihr Lob galt dem Verein Wildwasser. Die Anlauf- und Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen feierte am Freitag im PFL ihr 25-jähriges Bestehen.
Vor rund 200 Gästen nahm Ulrike Hauffe das städtische Bekenntnis positiv auf. Dass man, was Akzeptanz angehe, sich in ruhigen Gewässern bewege, „ist ein hohes Gut“, so die Bremer Landesbeauftragte für Frauen in ihrer Gastrede.
Die guten Umstände dürfen ihrer Ansicht nach aber nicht davon ablenken, dass es genug zu tun gibt für Institutionen wie Wildwasser. In einer Welt, in der Männer immer noch die Norm vorgeben, in der Vergewaltiger zwar häufiger angezeigt, aber im Verhältnis seltener verurteilt werden, und in der sich vieles in der virtuellen Welt abspielt, sieht sie genügend Arbeit. Beispiel Internet: Hier entstünden neue Formen von sexueller Gewalt und Geschlechterrollen seien manifestiert wie eh und je. „Weibliche Spielfiguren sehen aus wie fleischgewordene Männerträume“.
Es sind zahlreiche Aufgaben, von der Präventionsarbeit bis zur Opferbetreuung, die der Verein über die Jahre übernommen hat. Wie alles aus einer kleinen Idee entstand, davon erzählten langjährige Mitstreiter. Prof. Dr. Heike Fleßner, die den Prozess als Wissenschaftlerin begleitete, berichtete von der Zeit Ende der 1980er Jahre, „als der Feminismus in die Hochschulen einzog und Gewalt gegen Frauen öffentlich diskutiert wurde“. Wildwasser-Gründungsmitglied Christiane Kessler erinnerte an die ersten Treffen, die sie mit Mitstudentinnen am Küchentisch abhielt. Später mietete man einen Raum und möblierte ihn mit Spenden.
Kornelia Erhardt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oldenburg, wies trotz des großen Rückhalts für Wildwasser auf die Schwierigkeiten der Finanzierung hin. Immer wieder müsse man mit pauschalen Kürzungen öffentlicher Mittel umgehen und auf Abgeordnete hoffen, die sich einsetzen. „Und eine Steigerung der Förderung ist eigentlich erforderlich.“