Bei Kaffe, Bananen, Blumen und Kakao greifen die Deutschen immer häufiger zu fairen Produkten. Der Markt mit Lebensmitteln mit fairer Entlohnung für die Erzeuger auf der südlichen Halbkugel boomt. Jetzt soll auch die Textilbranche nachziehen.
Der Handel mit fairen Produkten boomt in Deutschland. Dank der Zugpferde Kaffee, Bananen, Blumen und Kakao verzeichnete der faire Handel im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 26 Prozent, wie der Geschäftsführer von TransFair, Dieter Overath, am Montag auf der Jahrespressekonferenz in Berlin berichtete. Insgesamt gaben die deutschen Verbraucher für Fairtrade-Waren 827 Millionen Euro aus, 173 Millionen mehr als 2013. Der Gesamtabsatz stieg um 44 Prozent auf über 102.990 Tonnen.
Dies sei der stärkste Zuwachs in der 23-jährigen Geschichte des entwicklungspolitischen Vereins, sagte Overath. Die jährliche Pro-Kopf-Ausgabe liegt damit bei zehn Euro. Deutschland sei derzeit der dynamischste Fairtrade-Markt weltweit. Allerdings geben die Verbraucher in Großbritannien und der Schweiz immer noch drei bis viermal so viel für Fairtrade-Waren aus wie die Deutschen. Der Umsatz des Einzelhandels insgesamt lag in Deutschland 2014 bei knapp 560 Milliarden Euro.
Fairtrade-Produkt Nummer eins ist laut Overaths nach wie vor der Kaffee mit Umsatzsteigerungen um 18 Prozent auf 13.020 Tonnen. Damit liegt sein Marktanteil bei knapp drei Prozent. Bei den fair gehandelten Bananen stieg der Absatz um 62 Prozent auf rund 51.180 Tonnen. „Damit tragen gut acht Prozent aller in Deutschland verkauften Bananen das Fairtrade-Siegel“, so der TransFair-Geschäftsführer. Der Absatz von fairem Kakao versechsfachte sich gegenüber dem Vorjahr.
Mit 25 Prozent und knapp 336 Millionen verkauften Stielen bleibt Deutschland zudem größter Markt für Fairtrade-Rosen. Hier will TransFair den Markt noch in diesem Jahr um Geranien und Weihnachtssterne erweitern. Als weiteres Ziel nannte Overath den Bananenmarkt: Bislang gebe es in Deutschland nur Bio-Bananen mit dem Fairtrade-Siegel. So seien aber keine relevanten Marktzuwächse zu erreichen. 79 Prozent aller Fairtrade-Produkte seien derzeit Bio. „Das kann möglicherweise in eine Sackgasse führen. Deswegen hoffe ich auf die erste konventionelle Fairtrade-Banane.“
Zudem will TransFair stärker in der Textilbranche Fuß fassen, mit zertifizierter Baumwolle und Konfektionsfabriken zu fairen Bedingungen. Bis zur vollständigen Umsetzung würden aber noch Jahre vergehen, so Overath.
TransFair-Vorstandsvorsitzender Heinz Fuchs verwies auf den entwicklungspolitischen Hintergrund des fairen Handels. Dank der wachsenden Umsätze konnte TransFair 12,3 Millionen Euro Prämie an die Produzentenorganisationen beispielsweise in Ostafrika auszahlen, 30 Prozent mehr als 2013. Mit den wachsenden Absatzzahlen in Europa beeinflusse Fairtrade auch zunehmend die politisch-ökonomischen Debatten in den Erzeugerländern.
Der 1992 gegründete entwicklungspolitische Verein TransFair versteht sich als Koordinator zwischen den Erzeugern im globalen Süden und Verbrauchern und Endabnehmern im Norden. Bundesweit gibt es derzeit 42.000 Geschäfte mit Fairtrade-Produkten, darunter auch große Discounter. Zudem schenken 20.000 gastronomische Einrichtungen fair gehandelten Kaffee aus.