Schlagermusik bis zum Umfallen

Aus der Oldenburger Fußgängerzone ist er nicht mehr wegzudenken: Waldemar Weißkopf wird 75 Jahre alt.

 

Das ist das Lied über die Monika – ein alter Schlager“, kündigt Straßenmusiker Waldemar Weißkopf das erste Lied des Tages an. „Schön war die Zeit mit dir, Monika“, hallt es kurz drauf durch die Lange Straße. So kennen ihn die Oldenburger seit mehreren Jahrzehnten: Mit Mini-Verstärker, Klampfe und Mundharmonika.

Auch mit 75 Jahren ist ans Aufhören noch lange nicht zu denken. „Ich will so lange weitermachen, wie es nur geht“, sagt Waldemar, der im Alter von sechs Jahren als Flüchtling von Ostpreußen nach Oldenburg kam. Schon in seiner Jugend fasste er den Entschluss, sich voll und ganz der Musik zu widmen. Seine erste Gitarre war ein Geschenk eines Klassenkameraden. „Er brachte mir die Gitarre mit und ab dem Tag wusste ich, dass ich Musiker werden will“, erinnert sich Waldemar. Ganz zum Leidwesen der Mutter. „Ich sollte etwas Anständiges machen“, sagt er mit einem Lächeln. Nach Beendigung der Volksschule sei er dann im Alter von 16 Jahren losgezogen. „Das erste Jahr war schwierig, dann aber hatte ich es geschafft“, blickt Waldemar zurück. Bevor er zum Schlager wechselte, habe er sich in der Anfangszeit der Popmusik zugewandt und Elvis Presley gemimt, „auf meine eigene Art“, betont er. 

Wenn Waldemar in der Fußgängerzone spielt, grüßen ihn Passanten im Vorbeigehen oder halten für einen Plausch an. Oft wird er dabei auf seine seit 30 Jahren im Pflegeheim lebende Frau Selvan angesprochen. Der sonst immer zu Scherzen aufgelegte Waldemar wirkt dann bekümmert. „Sie hat mich immer begleitet, so lange es ihr gut ging“, sagt er. Schlagartig, so schildert er, sei die heute 52-Jährige, die mit einer Behinderung zur Welt kam, nach zahlreichen Operationen am Kopf zum Pflegefall geworden – nur drei Jahre nach der Hochzeit 1982. Regelmäßig besuche er seine schwerkranke Frau. Aus der Ehe ging Tochter Maria hervor. Die heute 32-Jährige studiert Klassische Musik in Erfurt. Das Leben als Straßenmusiker, so schildert Waldemar, hat sich mit der Zeit verändert. „Früher konnte man davon leben. Die Zeiten sind aber ganz schön hart geworden“, sagt Waldemar, der mit seiner Schlagermusik in der Vergangenheit auch viel Spott geerntet habe.

Zwar steht Waldemar mit Mitte 70 nach wie vor bei Wind und Wetter in der Fußgängerzone. Mittlerweile ist er aber auf einen Rollator angewiesen, mit dem er seine Ausrüstung durch die Fußgängerzone befördert. Mit Nadelstreifenanzug und bunter Schirmmütze fällt er in der Fußgängerzone auf. „Schließlich sollen die Leute auch stehen bleiben“, sagt Waldemar. 

Auch wenn die Lange Straße sonst seine Bühne ist, konnte Waldemar vor vier Jahren richtige Bühnenluft schnuppern. Damals trat er bei der Veranstaltung „Classic meets Pop“ in der EWE-Arena als Überraschungsgast auf. „Als ich die Bühne betrat, standen die Leute auf und klatschten, dabei hatte ich noch gar nichts gemacht.“ Damals wurde der Solo-Künstler von einem Gitarristen zu „O sole mio“ begleitet. „Das hat vielleicht geklungen“, schwärmt er.

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